Der 7. März 2020 sollte für die Handballer des HC Neuenbürg eine Zäsur darstellen. Die Oberliga-Herren bestritten an diesem Tag ihr letztes Oberliga-Spiel bei der TSG Söflingen, das man mit 28:38 verlor. Den Einschnitt verursachte nicht dieses Ergebnis, sondern das, was danach folgte. Denn es war das letzte Spiel der Neuenbürger Oberliga-Handballer, bevor der Spielbetrieb aufgrund der Corona-Pandemie erst unter- und schließlich abgebrochen wurde.

Die hohe Niederlage war nicht sinnbildlich für den Saisonverlauf bis zu diesem Zeitpunkt. Als Aufsteiger in die Baden-Württemberg-Oberliga war man mit viel Euphorie in die Saison gestartet. Diese nutzten die Buchberg-Handballer als Rückenwind und legten eine sensationelle Hinrunde hin. Auch wenn die Runde ordnungsgemäß zu Ende gebracht worden wäre, wäre das Team wohl nicht in die Nähe der Abstiegsplätze gekommen.

Mitte März 2020 also Stand auf einmal der gesamte Verein still, keine Spiele fanden statt, Training wurde nicht abgehalten. Für alle Trainer, Spieler, Helfer und Zuschauer eine Situation, die sie noch nie erlebt haben dürften. Ende Juni, im Angesicht niedriger Corona-Inzidenzen, konnte dann das Training der Herren- und Jugendmannschaften endlich wieder starten. Befürchtungen, dass sich viele Kinder und Jugendliche vom Sport verabschieden, bewahrheiteten sich nicht. Bei vielen war die Lust auf das gemeinsame Sporttreiben sogar größer als zuvor.

Verbunden mit der Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs war ein enormer Organisationsaufwand. Die Trainer mussten bei jedem Training penibel die Kontaktdaten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer dokumentieren, der Verein ein Hygienekonzept für das Training und die Heimspiele entwerfen. Denn auch der Spielbetrieb konnte Mitte September wieder starten.

Bei der ersten Herrenmannschaft, den "Foxes", tat sich im Sommer einiges. Mattes Meyer konnte von den Rhein-Neckar Löwen 2 auf den Buchberg gelotst werden, im Tor verstärkte man sich mit Mile Matijevic von der SG Pforzheim/Eutingen. Beide Spieler waren bereits mit Drittliga-Erfahrung ausgestattet. Dazu kam mit Nils Pollmer von der SG Stutensee/Weingarten ein talentierter Kreisläufer, der sich sportlich und menschlich auf Anhieb gut integrierte. Der vierte Neuzugang war der junge Torhüter Konstantin Regelmann, der bei der SG Pforzheim/Eutingen ausgebildet wurde und nach einer Handballpause wieder mit dem Sport begann.

Dem gut ergänzten Team gelang mit drei Siegen und einer Niederlage ein sehr guter Saisonstart. Doch erneut stoppte die Corona-Pandemie den Spielbetrieb. Nach den Herbstferien 2020 wurden in Handball-Deutschland die Schotten wieder dicht gemacht. Bis zu diesem Sommer konnte weder gespielt, noch gemeinsam trainiert werden.

Als überlebenswichtig sollte sich auch die Treue der Unterstützer des Neuenbürger Handballsports erweisen. Diesen gilt es, einen besonders großen Dank auszusprechen! Denn den praktisch nicht verringerten Sie hielten in dieser schwierigen Zeit zum HC Neuenbürg 2000. Ausgaben wie Schiedsricherkosten oder Gebühren, die an den Badischen Handballverband zu entrichten waren, standen verminderte Einnahmen gegenüber. Durch Bewirtung und Kartenverkauf war beispielsweise aufgrund von Zuschauerbeschränkungen weniger Erlös zu erzielen.

Die Situation im Sommer 2021 glich dann der im vorherigen Jahr, mit dem Unterschied, dass mittlerweile Impfstoff verfügbar war. Erwachsene und Jugendliche konnten Ende Juni wieder ins Training einsteigen. Ein Problem stellte nun weniger das Corona-Virus, sondern eher die Hallensituation dar. Wie schon zwei Jahre zuvor war die Stadthalle aufgrund von Bauarbeiten den gesamten Sommer über gesperrt. Viel Organisationstalent und Kreativität war gefragt, damit eine geregelte Vorbereitung der BWOL-Mannschaft möglich war.

Das Gesicht der BWOL-Mannschaft veränderte sich erneut nur leicht. Mit Tobias Krems vom TSV Weinsberg bekam das Team einen jungen, aber schon oberligaerfahrenen Torhüter hinzu. Internationalität in den Kader bringt der Rumäne Alexandru Vulpe, der zuvor in seinem Heimatland in der ersten Liga aktiv war. Außerdem gelang kurz vor Rundenbeginn mit der Verpflichtung von Kaspar Veigel noch ein kleiner Coup. Der junge Linkshänder war in der vergangenen Runde der Vertreter von Patrick Groetzki beim Erstligisten Rhein-Neckar Löwen. Eine strategisch wichtige Verpflichtung ist die von Vedran Dozic als Co-Trainer. Der Handballfachmann unterstützt Trainer Erkan Öz bei seiner Arbeit und kann sich im Training um besondere Schwerpunkte kümmern.

Auch in der zweiten Mannschaft kam es zu einer personellen Veränderung. Der langjährige Trainer Marco Langjahr gab sein Amt im Sommer an Jasmin Dozic ab. Mit Philipp Fries konnte zudem ein Spieler von der SG Pforzheim/Eutingen zurückgeholt werden, der ursprünglich aus der Neuenbürger Jugend stammt. Ein weiterer Neuzugang ist Jan Rentschler vom Turnerbund Pforzheim, der die Mannschaft im Rückraum verstärkt.

Die Damenmannschaft der Neuenbürger setzt auf Kontinuität. Trainer Christian Bogner erfährt dabei Unterstützung von Frauenwartin Anna Klimovets, die dem Trainer auch organisatorische Aufgaben abseits des Spielfeldes abnimmt. Zudem konnten mit Vivien Christel und Cansu Aydin zwei Spielerinnen vom Turnerbund Pforzheim auf den Buchberg geholt werden.

In den Altersklassen A- bis C-Jugend wird die Jugendarbeit gemeinsam mit dem TV Birkenfeld und dem TV Calmbach in der JSG Enztal organisiert. Dass die ersten beiden Jahre der JSG von Corona-Abbrüchen geprägt waren, verlangsamte den Prozess des Zusammenwachsens etwas. Mit jedem Training, jedem Spiel und jedem Treffen wächst man in diesen Altersklassen immer mehr zu einer Einheit zusammen. Die D-Jugend sowie die Mini-Mannschaften sind weiterhin im HC Neuenbürg organisiert. Besonders bei den Minis platzt die Halle mit vielen Spielern oft aus den Nähten. Mit der Eltern-Kind-Gruppe gibt es auch noch für die Kleinsten ein Angebot bei den Neuenbürger Handballern.

Das Fazit der ersten Spiele bei allen Mannschaften war positiv. Unabhängig vom Ergebnis waren alle Mannschaften froh, endlich wieder der Leidenschaft "Handball" nachgehen zu können. Auch das Gemeinschaftsgefühl ist durch die gemeinsamen Aktivitäten wieder gestärkt. Die Hoffnung ist groß, dass diese Saison einigermaßen geregelt zu Ende gespielt werden kann. Und auch die "Foxes" wollen endlich ihre erste volle Saison ohne Abbruch im baden-württembergischen Oberhaus verbringen.