Große Freude herrschte nach dem Sieg im Spitzenspiel bei Artur Pietrucha und seinen Kameraden.

Am Samstagabend standen sich in der Neuenbürger Stadthalle die beiden besten Teams der aktuellen Badenliga-Saison gegenüber. Tabellenführer Neuenbürg hatte vor der Begegnung 32:8 Punkte auf dem Konto, Verfolger Birkenau lauerte mit nur einem Punkt weniger auf Rang zwei. Der Sieger der Begegnung sollte also nach dem Spiel auch die Tabellenführung übernehmen. Über fehlende Unterstützung konnte sich keine der beiden Mannschaften beklagen. Im Gegenteil: Die Stadthalle war am Samstagabend wohl so voll wie seit über zehn Jahren nicht mehr, als es um den Aufstieg aus der Landesliga in die Badenliga ging. Neben zahlreichen Neuenbürger Fans, die ihr Team anfeuerten, reisten geschätzt auch 80 bis 100 Birkenauer Fans mit in den Schwarzwald, die ebenfalls für gute Stimmung sorgten.

Während der TSV Birkenau in den letzten Wochen mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hatte und auf Stammkeeper Erik Fremr verzichten musste, hatte der HCN als Ausfall nur den langzeitverletzten Kevin Langjahr zu verzeichnen, ansonsten verfügte HCN-Übungsleiter Erkan Öz über den vollen Kader.

Dass in dieser Begegnung zwei exzellente Abwehrreihen aufeinandertreffen sollten, zeigte sich vor allem in der ersten viertel Stunde. Auf beiden Seiten trafen die jeweiligen Angriffsreihen auf massive 6:0-Deckungsreihen. Die Neuenbürger Verteidigung wurde von Marius Angrick und Georg Kern hervorragend dirigiert, auf der anderen Seite standen die Birkenauer Abwehrchefs Matthias Conrad und Stefan Dietrich den beiden Neuenbürgern in nichts nach. Sowohl Florin Panazan auf Neuenbürger Seite als auch Ruven Dietrich auf Seiten der Gäste kamen durch die gute Abwehrarbeit auf  bereits früh zu Paraden. Kein Wunder also, dass es nach fünfzehn gespielten Minuten erst 5:3 stand.

In der Folge konnten die Birkenauer die Partie drehen. Der HCN-Angriff agierte nun zu statisch, die beiden Halbspieler Marco Langjahr und Julian Frauendorff konnten ihre Qualitäten im Eins-gegen-eins-Spiel aufgrund der beweglichen Birkenauer Deckung nicht wie gewohnt ausspielen. Fast immer sahen sie sich mit zwei Gegenspielern konfrontiert. Im Angriff der Gäste war es Jonas Böhm, der die Neuenbürger Defensivspieler zur Verzweiflung trieb. Mit dem 5:6 erzielte der Birkenauer Linkshänder bereits seinen vierten Treffer in diesem Spitzenspiel.

HCN-Coach Erkan Öz reagierte, brachte mit Felix Kracht und Artur Pietrucha die Beweglichkeit zurück in das Neuenbürger Angriffspspiel. Nach dem 7:7 durch Julian Frauendorff gingen die Gäste zwar nochmal durch Marian Kleis mit 7:8 in Führung, doch die Neuenbürger eroberten sich die Führung zurück, nach 25 Minuten stand es 9:8. Die Partie nahm nun ordentlich an Fahrt auf. In der 28. Minute erlitten die Buchberger durch eine Zeitstrafe gegen Artur Pietrucha beim Stand von 10:11 vermeintlich einen Rückschlag. Doch die folgende Unterzahlphase sollte sich als äußerst fruchtbar erweisen. Denn der HCN konnte sich erstmals ein kleines Polster erspielen. Zwei Treffer von Felix Kracht und ein Tor von Jonas Kraus sorgten 45 Sekunden vor der Pause für eine 14:11-Führung. Marian Kleis konnte vor der Sirene noch einmal auf 14:12 verkürzen.

In den letzten Spielen stellte die Halbzeitpause im Neuenbürger Spiel oft einen Bruch dar. Trotz guter erster Hälfte lief es im zweiten Spielabschnitt oft nicht mehr so rund wie im ersten. Vier Minuten nach Wiederanpfiff kam Birkenau durch Jonas Böhm wieder auf 15:14 heran. Doch dann brachte HCN-Keeper Florin Panazan die Neuenbürger Stadthalle zum Kochen. Der Neuenbürger Schlussmann hielt schon das ganze Spiel, was zu halten war. Nun kamen auch noch die vermeintlich unhaltbaren Bälle dazu. Mehr als zehn Minuten bekamen die Gäste keinen Ball mehr im Tor unter. Auf der anderen Spielfeldhälfte sorgte Marco Langjahr entweder durch eigenen Abschluss oder überragende Anspiele für Gefahr. Neuenbürgs dienstältester Spieler, Janick Nölle, brachte den HCN in der 39. Minute zu einer 19:14-Führung. Danach herrschte in beiden Angriffsreihen erst einmal Ladehemmung. Felix Kracht brach den Bann schließlich mit seinem 20:14-Treffer in der 43. Minute. Scheinbar aus dem Nichts erzielte Timo Bäuerlein dann in der 45. Minute per verdecktem Hüftwurf die 21:14-Führung. Eine so deutliche Führung hatte zu diesem Zeitpunkt wohl niemand erwartet.

Eine Entscheidung war das freilich noch nicht. Auf Seiten des HCN war man sich sehr wohl bewusst, dass die Birkenauer in einem Schlussspurt noch einmal heran kommen könnten. Umso konzentrierter agierten die Neuenbürger mit dem 24:17-Treffer von Timo Bäuerlein neun Minuten vor Spielende war das Spiel dann aber entschieden. Jetzt ging es den Neuenbürgern aber noch um den direkten Vergleich. Im Hinspiel hatte man mit vier Toren verloren. Der HCN strebte also einen Fünf-Tore-Sieg an, bei Punktgleichheit läge man dann nämlich in der Tabelle vor dem TSV. In der letzten Minute hatte der TSV beim Stand von 27:22 die Chance, auf vier Tore zu verkürzen. Nach der dritten Zeitstrafe gegen Marius Angrick gelang Stefan Dietrich der 27:23-Treffer.

HCN-Coach Erkan Öz nahm daraufhin noch einmal eine Auszeit, um sein Team zu beruhigen. Die Gäste fühlten sich durch die Auszeit 20 Sekunden vor Schluss bei vier Toren Vorsprung verständlicherweise provoziert. Im direkten Vergleich stand es allerdings Unentschieden. In diesem Fall entscheiden die mehr erzielten Auswärtstore im direkten Vergleich darüber, welches der beiden Teams in der Tabelle bei Punktgleichheit vor dem anderen steht. Die Aufregung kam schnell zum Erliegen, als die Neuenbürger Verantwortlichen auf der Bank dem Gegner den Grund der Auszeit schilderten. Erkan Öz und Gerrit Fey erhielten aufgrund der kurzen verbalen Auseinandersetzung in Folge des Time-Outs noch Zeitstrafen, ansonsten änderte sich am Spielstand nichts mehr.

Die HCN-Badenliga-Handballer konnten die Tabellenführung behaupten und den Vorsprung auf drei Punkte ausbauen. Alles in allem war eine geschlossene Mannschaftsleistung mit überragender Torhüterleistung verantwortlich für den Sieg. In den verbleibenden fünf Spielen ist aber noch alles möglich. Neuenbürg muss noch gegen den Fünften Knielingen ran und spielt auswärts beim Tabellendritten Heidelsheim/Helmsheim, Birkenau spielt noch gegen Plankstadt und ebenfalls Heidelsheim/Helmsheim. Das Neuenbürger Team will in den verbleibenden fünf Spielen noch einmal alles geben. Den Anfang des Endspurts macht das Heimspiel nächste Woche gegen den TV Knielingen.

HCN 2000: Panazan, Krettek – Kraus (7/5), Kracht (5), Frauendorff (4), M. Langjahr (3), Pietrucha (3), Angrick (2), Bäuerlein (2), Nölle (1), P. Burkhardt, Kern, Nonnenmacher, von Witzleben